Moritz Daniel Oppenheim macht Schule

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Das Grimmelshausen-Gymnasium in Gelnhausen widmet eine gesamte Projektwoche dem Leben und Werk des bedeutenden Hanauer Künstlers Moritz Daniel Oppenheim (1800–1882). Diese Initiative, die vom Förderverein GGG Ehemalige & Freunde e.V. organisiert wird, richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 11. Mit einem vielseitigen Programm aus spannenden Exkursionen und kreativen Workshops steht die Auseinandersetzung mit Oppenheims Bedeutung für die jüdische Emanzipation im Mittelpunkt. Gleichzeitig rückt das lebendige Judentum der Gegenwart in den Fokus, um Brücken zwischen Geschichte und heutiger Lebensrealität zu schlagen.

Ein kreativer Zugang zur Geschichte

Während der Projektwoche haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich auf unterschiedliche Weise mit Oppenheims Leben und Werk auseinanderzusetzen. Die Künstlerin Anna Nero, die selbst jüdischer Herkunft ist und in Frankfurt arbeitet, leitet einen Workshop, in dem die Teilnehmenden inspiriert von Oppenheims Motiven eigene Kunstwerke schaffen. Dabei stehen vor allem die Fragen nach Identität und kulturellem Erbe im Mittelpunkt.

Darüber hinaus bietet die Fotografin Laura Kreß einen weiteren Workshop an. Gemeinsam mit den Jugendlichen begibt sie sich auf Spurensuche nach jüdischem Leben in Gelnhausen. Die dabei entstandenen Fotografien werden anschließend künstlerisch neu interpretiert und in den Gesamtkontext der Projektwoche eingebettet.

Ergänzt wird das Programm durch Workshops von Vertretern des Arolser Archivs, die sich mit dem Thema Antisemitismus beschäftigen. Außerdem spricht Daniel Dainow, der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hanau, über jüdische Speisevorschriften und Feiertage. Diese Angebote zeigen eindrücklich, wie vielfältig und lebendig jüdisches Leben heute ist, und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, wertvolle Einblicke in jüdische Traditionen und deren Bedeutung für die Gegenwart zu gewinnen.

Präsentation der Ergebnisse

Zum Abschluss der Projektwoche präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse beim Sommerfest der Schule. Die Werke und Erlebnisse sollen nicht nur das Verständnis für die jüdische Emanzipation vertiefen, sondern auch die Diskussion über die Bedeutung jüdischen Lebens – damals wie heute – anregen.

Wer war Moritz Daniel Oppenheim?

Moritz Daniel Oppenheim wurde 1800 in Hanau geboren und gilt als der erste jüdische Künstler, der internationalen Ruhm erlangte. Er wuchs in einem orthodoxen jüdischen Umfeld auf und erlebte eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, die eng mit der jüdischen Emanzipation verbunden war. Seine Werke spiegeln diese Übergangszeit wider: So schuf er nicht nur Porträts bekannter Persönlichkeiten wie Heinrich Heine, sondern auch Genreszenen aus dem jüdischen Alltagsleben.

Besonders bekannt wurde Oppenheim durch seinen Werkzyklus Bilder aus dem altjüdischen Familienleben. Darin stellte er zentrale Werte wie Bildung, Familiensinn und Frömmigkeit dar – Eigenschaften, die Juden und Christen teilten. Trotz vieler Hindernisse seiner Zeit blieb er seiner jüdischen Identität treu und setzte sich in seinen Werken intensiv mit jüdischen Themen auseinander. Damit wurde er zu einer Symbolfigur für die Verbindung von Kunst, Religion und Emanzipation.

Ein neuer Blick auf jüdische Geschichte

Die Projektwoche „Moritz Daniel Oppenheim macht Schule“ ist Teil eines umfassenderen Konzepts, das den Blick auf die jüdische Geschichte erweitert. Anstelle einer einseitigen Fokussierung auf die NS-Diktatur würdigt das Projekt die Errungenschaften der jüdischen Emanzipation und die Vielfalt jüdischer Kultur. Gleichzeitig rückt es das lebendige Judentum der Gegenwart in den Mittelpunkt. Die Schülerinnen und Schüler erleben, dass jüdisches Leben nicht nur ein bedeutender Teil der Vergangenheit ist, sondern bis heute vielfältig und inspirierend gelebt wird.