Facts statt Fiction – Kunst gegen das Vergessen

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Wie begeistert man junge Menschen für Geschichte und stärkt zugleich demokratische Werte? Das EU-Projekt „Facts statt Fiction“ von EuroClio zeigt einen überzeugenden Weg. Eine engagierte Schüler*innengruppe des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen gestaltet Erinnerungskultur kreativ, lebendig und wirksam.

Wer war Lotte Sondheimer?

Im Zentrum des Projekts steht die Biografie der jüdischen Gelnhäuserin Lotte Sondheimer, die 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. Die Schüler*innen beschäftigten sich intensiv mit ihrem Leben, der NS-Zeit, Antisemitismus und der regionalen Geschichte.

Mit Unterstützung der Arolsen Archives, des Zentrums für Regionalgeschichte und der Berliner Künstlerin Hanna Brinkmann entwickelten sie eine Graphic Novel, die Lottes Geschichte eindrucksvoll erzählt. Das Team wollte historische Recherche in ein Medium übertragen, das Jugendlichen einen unmittelbaren Zugang ermöglicht.

So entstand „Wo ist Lotte?“ (ISBN 978-3-00-084574-1).

„Vergiss-mein-nicht“ – aktiv, kreativ, demokratisch

Am 10.11.2025 arbeiteten Teilnehmende aus dem Orientierungskurs Kunst, Schülerinnen der 10. Jahrgangsstufe und Mitglieder der Stadtgemeinde gemeinsam an einem plastischen Erinnerungsprojekt. In einem dreistündigen Workshop formten sie unter der Leitung von Christoph Mauny und Maria Fabricius-Wendt (Mal- und Zeichenschule Weimar) Skulpturen aus Ton, der mit Blumensamen versetzt war.

Am Abend präsentierten sie die Werke in der „Villa Sondheimer“. Anschließend zeigt das Grimmelshausen-Gymnasium die Skulpturen zusammen mit der Graphic Novel. Im Frühjahr „pflanzen“ die Beteiligten die Tonarbeiten im Rahmen einer Erinnerungsaktion – damit Lotte Sondheimers Geschichte weiterwächst und sichtbar bleibt.

Ein starkes Zeichen in bewegten Zeiten

Antisemitismus und Extremismus gewinnen derzeit wieder an Raum. Das Projekt setzt dem ein klares Zeichen entgegen: Es stärkt historisches Bewusstsein, fördert zivilgesellschaftliches Engagement und vermittelt demokratische Werte.

„Facts statt Fiction“ verbindet historische Bildung mit kreativem Ausdruck. Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung, zeigen Haltung und schärfen ihre politische Urteilskraft. Nach Projektende soll die Graphic Novel an Schulen, Bibliotheken und Bildungseinrichtungen verteilt werden – damit ihre Botschaft weit über den Projektzeitraum hinaus wirkt.

Kunstlehrer Florian Franz bindet den Workshop aktiv in den Unterricht ein und verknüpft die Arbeit mit dem curricularen Thema „Stillleben“. Träger des Projekts ist der Verein GGG – Ehemalige und Freunde e. V.. Unterstützt wird die Umsetzung von den Fördervereinen „Simplicissimus e. V.“ und „Eltern fürs Grimmls e. V.“.