Was tun, wenn jemand ungerecht behandelt wird? Wegsehen – oder sich einmischen? Zivilcourage heißt, Verantwortung zu übernehmen, für andere einzustehen und Haltung zu zeigen – besonders dann, wenn es nicht leichtfällt.
Darum geht es im Workshop für Zivilcourage und Inklusion, der speziell für Menschen im Autismus-Spektrum entwickelt wurde. Der Tugce Albayrak e.V. organisiert das Angebot in Kooperation mit der Selbsthilfegruppe Autismus im Main-Kinzig-Kreis und dem Behindertenrat. Gemeinsam schaffen sie einen geschützten Raum für Mut, Empathie und Selbstwirksamkeit.
Ein sicherer Raum für Mut und Handlungskompetenz
Der Workshop bietet klare Strukturen und viel Sicherheit. Die Teilnehmenden lernen, wie sie in schwierigen Situationen überlegt und selbstbewusst handeln können. Theaterpädagogische Methoden, politische Bildung und kreative Übungen machen Alltagssituationen greifbar – angepasst an die individuellen Bedürfnisse von Menschen im Autismus-Spektrum.
Marina Röhrig und Lea Beran, zwei erfahrene Autismus-Fachberaterinnen, begleiten den Workshop. Sie gestalten das Setting barrierearm, reizreduziert und gut überschaubar. Eine strukturierte Ablaufübersicht sorgt bereits im Vorfeld für Orientierung und Verlässlichkeit.
Als inklusives Projekt richtet sich der Workshop bewusst an eine kleine Gruppe mit maximal acht Teilnehmenden. Diese überschaubare Größe schafft eine Atmosphäre, in der sich alle sicher und gesehen fühlen können. Menschen im Autismus-Spektrum profitieren besonders: Sie erproben konkrete Handlungsstrategien, stärken ihre soziale Sicherheit und entwickeln das Vertrauen, im Alltag mutig zu handeln – anstatt sich zurückzuziehen.
Zivilcourage im Alltag erleben und einüben
Zivilcourage zeigt sich oft in kleinen Momenten. Sie bedeutet: hinsehen, wenn andere wegschauen. Die Stimme erheben, wenn etwas nicht stimmt. Handeln, ohne sich selbst zu gefährden. Ob bei Mobbing in der Schule, Ausgrenzung im Alltag oder Hass im Netz – Zivilcourage beginnt im Kleinen.
Die Teilnehmenden erleben typische Situationen in kleinen Gruppen – durch Rollenspiele, Improvisationen oder interaktive Szenen. Gemeinsam reflektieren sie Erlebtes, entwickeln Handlungsoptionen und probieren verschiedene Reaktionen aus. So gewinnen sie Selbstsicherheit, lernen ihre Rechte kennen und finden den Mut, im entscheidenden Moment Stellung zu beziehen.
Der Workshop richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus. Klare Abläufe, genügend Pausen und eine sensible Begleitung schaffen einen echten Lernraum auf Augenhöhe. Die Teilnehmenden bringen ihre Erfahrungen ein und gestalten aktiv mit – das stärkt Teilhabe, Vertrauen und Selbstwirksamkeit.
Zivilcourage braucht keine großen Reden – nur Menschen, die hinsehen und handeln.
Genau das fördert dieser Workshop: mit Herz, Verstand und Respekt.