Jede vierte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner. Diese Zahlen machen deutlich, dass Gewalt gegen Frauen kein individuelles, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, zu sensibilisieren und Lösungsansätze zu entwickeln, veranstaltet der Tuğçe Albayrak e.V. im Rahmen des Benefizfestivals „Spessarthelden – Laufen gegen Gewalt“ eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion.
Details zur Veranstaltung
Die Podiumsdiskussion zum Thema „Frauen und Gewalt: Eine gesellschaftliche Verantwortung“ findet am 18. Juni 2023 um 09:30 Uhr in der Frowin-von-Hutten-Straße 5 in 65812 Bad Soden-Salmünster statt. Die Diskussion steht unter der Schirmherrschaft von Altbundespräsident Christian Wulff und wird von der ZDF-Fernsehmoderatorin Lissy Ishag moderiert.
Renommierte Expertinnen auf dem Podium
- Carmen Schiller: Bundesvorstand von „Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau e.V.“
- Dr. Monika Frommel: Emeritierte Professorin für Strafrecht und Kriminologie
- Leni Breymaier: Bundestagsabgeordnete und Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Svenja Beck: Betroffene und Aufklärerin über Narzissmus
- Dr. Ingeborg Kraus: Psychologin und Traumatherapeutin (Gründerin von „Trauma und Prostitution“)
Die Podiumsdiskussion findet vor dem Hintergrund alarmierender Studien statt: Laut Plan International halten 34 Prozent der Männer im Alter zwischen 18 und 35 Gewalt in der Beziehung für angemessen, um sich Respekt zu verschaffen.
Thematische Schwerpunkte der Diskussion
- Aktuelle Entwicklungen: Die Expertinnen beleuchten die neuesten Erkenntnisse zur Gewalt gegen Frauen und deren gesellschaftliche Dimension.
- Perspektive der Betroffenen: Svenja Beck gibt einen Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen und verdeutlicht, wie tägliche Gewalt das Leben beeinflusst.
- Lösungsansätze: Wie kann Gewalt gesellschaftlich bekämpft und präventiv verhindert werden? Hierzu werden konkrete Maßnahmen und Strategien diskutiert.
Im Anschluss an die Diskussion auf dem Podium wird das Publikum eingebunden. Erfahrungsgemäß bietet sich dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten für anregende Gespräche und wertvolle Netzwerkarbeit.
Femizide – Ein erschreckendes Bild
Ein Femizid bezeichnet die Ermordung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. 2023 wurden in Deutschland 360 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Hinzu kommen 938 Mädchen und Frauen, die Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten wurden. Gewalt gegen Frauen setzt jedoch viel früher an: Mindestens 180.715 Frauen erlebten im selben Jahr häusliche Gewalt. Diese Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeigen, dass alle geschlechtsbasierten Gewaltdelikte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind.
Besonders alarmierend ist der hohe Anteil an Frauen, die in Paarbeziehungen Opfer werden: 80,6 Prozent der weiblichen Opfer von Tötungsdelikten stehen in Beziehung zu ihrem Täter. Die Ursachen liegen oft in vermeintlichen Besitzansprüchen von (Ex-)Partnern oder Männern aus dem familiären Umfeld.
Hintergrund: Tuğçe Albayrak e.V.
Der Tuğçe Albayrak e.V. wurde 2015 gegründet, um an das selbstlose Handeln der jungen Lehramtsstudentin Tuğçe Albayrak zu erinnern, die 2014 während der ausübung von Zivilcourage ihr Leben verlor. Der Verein engagiert sich für Gewaltprävention und Zivilcourage, insbesondere im Rahmen von Workshops an Schulen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Vereins-Website: Theater-gegen-Gewalt | Workshop für Zivilcourage | Tugce Albayrak e. V.